Die „Neuen“ des Musiktheaters sollten beim Freundeskreis-Talk „Backstage“ im Heidelberger Theater vorgestellt werden. So ganz neu auf der Bühne hier sind sie nicht alle, aber die Corona-Pandemie hatte das beliebte Format im Alten Theatersaal gestoppt. So lernten die Zuhörer etwa die russische Mezzosopranistin Zlata Khershberg, die vor zwei Jahren aus Israel nach Heidelberg kam, jetzt erst ein bisschen näher kennen. Bewundernswert nicht nur wegen ihrer großartigen Stimme und ihres reichen Repertoires, sondern auch, weil sie nach etwa eineinhalb Jahren schon gutes Deutsch spricht.
Auch der Kieler Paul Taubitz, Zweiter Kapellmeister und Assistent von Elias Grandy, ist schon zwei Jahre in Heidelberg. Die junge russische Sopranistin Alyona Rostovskaya kam 2021.
Richtig neu im Ensemble ist die Sopranistin Theresa Immerz in „Hoffmanns Erzählungen“ und in „Ulysses“ in Schwetzingen zu hören. Temperamentvoll und lustig erzählte sich auf Fragen von Operndirektor Thomas Böckstiegel und der Freundeskreis-Vorsitzenden Xenia Hirschfeld, wie sie in Ravensburg auf einem großen Hof mit vielen Tieren inmitten einer musikalischen Familie aufwuchs, dass sie sich zur Atem-, Sprech- und Stimmlehrerin ausbilden ließ und dann in der Freiburger Hochschule für Musik Gesang studierte.
Wie die Ausbildung ihre Liebe zur Pädagogik weckte, wie sich Stimme und Ausdruck ins Gedächtnis schreiben, dass sie vor einem Auftritt richtig gut essen muss („Woher die Kraft nehmen?“) und dass sie es genießt, für die neu entdeckte Barockoper „Ulysses“ die Rolle selbst gestalten zu können, weil es keine Vorbilder gibt – das alles verriet sie den Zuschauern. Und dass sie eine leidenschaftliche Lied-Sängerin ist.
Alyona Rostovskaya, aus Jaroslawl stammende Sopranistin, kam über Moskau, Rostock und Eutin nach Heidelberg und freut sich jetzt, dass ihr Freund, den sie in Rostock kennenlernte, nun in Wiesbaden nicht weit weg wohnt. Beim Vorsingen habe sie sich in Heidelberg verliebt, sagt Rostovskaya. Mit ihrem Hund kann man sie öfter in den Straßen der Stadt sehen, der Weg zum Königstuhl, den sie eigentlich liebe, sei ihr oft zu weit und brauche viel Kraft. Welchen Beruf würde sie ausüben, wenn sie nicht Opernsängerin geworden wäre? „Etwas anderes wäre gar nicht möglich“, sagt die Sopranistin.
Zlata Kershberg, Tochter eines Schauspielregisseurs aus Nischni Nowgorod, wollte eigentlich nach Europa und landete 2011 in Israel, wo sie an der Buchmann-Mehta-Musikschule in Tel Aviv 2016 ihren Bachelor of Music erwarb. Weil sie in den Sommern sowieso bei Festivals in Deutschland und Österreich auftrat, wurde Europa wieder ihr Ziel. Zusammen mit ihrer üppigen Katze kam sie nach Heidelberg. „Ich habe sie nach einer sehr schlechten Probe mit Zubin Mehta, auf der Straße gefunden. Sie ist mein Antidepressivum“, bekannte die Mezzosopranistin.
Sie mag die Komponisten Mahler, Rimski-Korsakow und die modernen Opern des 20. Jahrhunderts: „Da haben die Solisten sehr viel Raum und werden wirklich wichtig.“ Zlata Kershberg scheint eine sehr selbstbewusste Künstlerin zu sein: „Ich habe meine eigene Personalität. Wir können nur spielen, was wir in uns drin haben. Wenn der Regisseur ein anders Konzept hat, wird es schwer“, sagt sie. Und was würde sie auf eine einsame Insel mitnehmen? „Meine Katze und meinen Verlobten. Der ist ein so kluger Mann, der wird das alles machen.“
Paul Taubitz, von Kritikern schon mit einer Nennung zum Dirigenten des Jahres ausgezeichnet, wird am 21. November „Hoffmanns Erzählungen“ dirigieren. Auch wenn Generalmusikdirektor Grandy mit seinem Dirigat die Vorgaben machte – „es gibt immer noch künstlerischen Spielraum“. Überhaupt: Die Individuen im Orchester, von denen jeder künstlerisch wirken wolle, zusammenzuführen, sei eine tolle Arbeit, sagt der Sohn einer Sängerin. Die Begleitung von Sängern, das lernte er also schon als Schüler zu Hause. Das machte er auch ganz wunderbar an diesem Abend auf der Bühne im Alten Saal.
Ob er auch einen Lieblingsort in Heidelberg habe, wollte Thomas Böckstiegel wissen. Taubitz lächelte. Es gebe einen „Balkon“ im Wald unterhalb des Königstuhls, von dem aus man das Theater sehe: „Ein toller Ort. Da habe ich vor einem halben Jahr einen Heiratsantrag gemacht.“ Einer Pianistin, die eine Zeit lang zu Gast in Heidelberg war.
Von Birgit Sommer